Schematische Darstellung des Darmtrakts in einem Körper

Bewegung auf der Darm-Hirn-Achse

Wie das Mikrobiom Körper und Geist beeinflusst

Milliarden von Organismen, vor allem Bakterien und Viren, leben als sogenanntes Mikrobiom in und auf unserem Körper. Ähnlich wie ein tropischer Regenwald ist auch das Mikrobiom ein komplexes Ökosystem. Nur wenn die verschiedenen Organismen zusammenspielen, funktioniert es. Der Begriff Mikrobiom kommt aus dem Griechischen, bedeutet so viel wie ‚kleines Leben‘ und bezieht sich sowohl auf die Gesamtheit aller Mikroorganismen der Erde als auch auf die unzähligen Lebewesen, die den Menschen bevölkern.

Allein 1,5 Kilogramm davon wohnen in unserem Darm und steuern dort die Verwertung der Lebensmittel, die wir zu uns nehmen. Sie entscheiden dadurch mit, ob wir dick oder dünn, gesund oder krank sind. Wie unser Mikrobiom zusammengesetzt ist, ist zum Teil genetisch bedingt, hängt aber auch stark von der Ernährung oder dem Gebrauch bestimmter Medikamente ab. Vor allem Antibiotika zerstören neben den krank machenden Bakterien auch eine ganze Reihe „guter“ Bakterien im Darm und greifen stark in das Verdauungssystem ein.

Verschiedene Sorten fermentierter Kohl
Fermentiertes Kraut gehört zu den
probiotischen Lebensmitteln.

Wie so oft im Leben, ist es auch in der Mikrobiomforschung nicht ganz einfach, Gut und Böse zu unterscheiden, zumal bei weitem nicht alle Mikroorganismen bekannt sind. Auch die Funktion vieler Bakterienarten und ihr Zusammenspiel ist teilweise unklar, was es schwierig macht, auf das Mikrobiom eines erkrankten Menschen einzuwirken. Einig sind sich die Wissenschaftler darüber, dass ein diverses, zahlreiches Mikrobiom gesund für den Menschen ist. Allerdings haben sie auch festgestellt, dass die Vielfalt in unserem Darm in den letzten Jahren abgenommen hat und im jeweiligen Alter des Menschen weiter abnimmt. Vor allem bei Patienten die an entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes, Adipositas oder Herzerkrankungen leiden, haben Ärzte eine geringere Diversität in der Darmflora festgestellt.

Relativ neu ist die Theorie, dass das Altern des Geistes mit dem Mikrobiom zusammenhängen kann. Jüngste Studien des University College Cork in Irland haben ergeben, dass alte Mäuse, denen die Mikroben aus dem Darm junger Mäuse transplantiert wurden, nicht nur ein besseres Immunsystem aufwiesen, sondern auch die Gehirnalterung umgekehrt wurde. Die Neurowissenschaftlerin Jane Foster fand zudem heraus, dass sich auch das Verhalten von Mäusen änderte, wenn sie nicht mehr über die für sie typischen Mikroorganismen im Darm verfügten. Setzte man sie in einem Labyrinth aus, verhielten sie sich ängstlicher und orientierungsloser als ihre gesunden Artgenossen. Was den Menschen betrifft, gab es Untersuchungen bei Parkinson-Patienten. Dabei hat man festgestellt, dass sich die Krankheit mit einem Aufbau des Mikrobioms besser wurde als in der entsprechenden Vergleichsgruppe. Bei Demenz-Patienten verzögerte sich nach Darmkuren ebenfalls das Fortschreiten der Symptome. Große empirische Studien liegen zu diesem Thema zwar noch nicht vor, doch gibt es bereits etliche Hinweise, dass die Darmgesundheit eine wesentliche Rolle bei kognitiven Leistungen spielt.

Auch die sportliche Leistungsfähigkeit hängt mit unserem Mikrobiom zusammen. Erste Versuche um das zu belegen machte 2015 der Genetiker Jonathan Scheiman an der Harvard Medical School. Vor dem Boston Marathon nahm er Stuhlproben einiger Läufer und einer gleichen Anzahl von Nichtläufern. Nach dem Marathon wiederholte er den Versuch und stellte fest, dass die Läufer allesamt eine höhere Konzentration von Veillonella im Stuhl hatten. Warum gerade diese Bakterienart vermehrt auftrat, konnten die Forscher bisher nicht erklären. Um die Eigenschaften der Mikroben besser analysieren zu können, arbeiten sie jedoch an einer mikrobiellen Datenbank. Sie soll Aufschluss geben über jene Eigenschaften der Mikroben, die am wahrscheinlichsten mit einer besseren Leistung von Herz und Lunge zusammenhängen. Dazu gehört beispielsweise die Beweglichkeit der Mikroben sowie ihre Fähigkeit, Fettsäuren herzustellen.

Doch wie lässt sich das Mikrobiom verändern? Es kann beispielsweise durch eine Stuhltransplantation übertragen werden. Alternativ und weniger aufwendig hilft eine Ernährungsumstellung mit mehr pflanzenbasierter ballaststoffreicher Ernährung und die Einnahme von Probiotika. Sie werden meist in Kapseln verabreicht, damit sie nicht von der Magensäure zersetzt werden bevor sie in den Darm gelangen. So kommt der Verdauungsapparat und damit der ganze Organismus in Schwung, für ein langes gesundes Leben.

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