Zahnhygiene für ein langes Leben
Nach dem Essen Zähne putzen! Wem dieses Mantra aus der Kindheit zum Hals raushängt, lebt gefährlich – und kürzer. Bilden sich Karies und Entzündungen des Zahnfleischs, droht nicht nur der Verlust der Zähne.
Entzündungen im Mund sind nicht nur lästig und schmerzen, sie können tödlich sein. Statistisch gesehen auf jeden Fall. Denn wer beispielsweise an Parodontitis, einer Entzündung des Zahnhalteapparats leidet, läuft zwei bis drei mal häufiger Gefahr, einen Herzinfarkt zu bekommen. Das Schlaganfallrisiko steigt sogar um das siebenfache und auch rheumatische Arthritis und Lungenkrankheiten werden durch Parodontitis begünstigt. Doch vor allem Diabetiker entwickeln Entzündungen im Mund, wodurch sich der Blutzuckerspiegel schwerer einstellen lässt und Diabetes-Folgeerkrankungen vermehrt zuschlagen – ein Teufelskreis. Das Risiko für Früh- und Fehlgeburten ist ebenfalls erhöht, und selbst die durch Entzündung geprägte Alzheimer-Erkrankung tritt gehäufter auf.

Vor diesem Hintergrund, sollte man überdenken, ob es einige Jahre zusätzliches gesundes Leben nicht den Aufwand der täglichen Mundhygiene wert sind. Zahnzwischenraum-Bürsten und Zahnseide entfernen fast alle Lebensmittelrückstände. Auch führen Zahnärzte inzwischen bei vielen Patienten Parodontitis-Behandlungen durch und sondieren bestehende Gewebetaschen, das heißt, sie messen, wie stark die Zahnhälse bereits frei liegen. So lassen sich schnell Maßnahmen ergreifen, damit die Parodontitis nicht noch weiter fortschreitet und es gar zu Zahnausfall kommt. Zum Beispiel können hartnäckige Zahnbeläge entfernt und überstehende Zahnkronen ausgetauscht werden. Auch eine Antibiotika-Therapie ist sinnvoll, wenn bestimmte Bakterien für die Zahnfleischentzündungen verantwortlich sind. In der Regel wird dabei ein antibiotisches Gel direkt auf die betroffene Zahnfleischtasche aufgetragen.
Solche Behandlungen sind dringend notwendig, wenn die Parodontitis bereits so viel Bindegewebe und Knochen zerstört hat, dass die Zähne an Halt verlieren. Inwieweit die Krankheit fortgeschritten ist, lässt sich neuerdings auch mit MMP8-Tests (Matrix-Metallo-Proteinase-8 ) ermitteln. Dabei wird gemessen, wie hoch die Entzündungswerte sind und wie gut die Immunabwehr im Mund noch funktioniert.

Allerdings gibt es im Mund auch noch weitere potentielle Entzündungsherde: zum Beispiel können Pilze oder Herpes-Viren die Schleimhaut befallen. Diese sogenannte Stomatitis ist oft eine Begleiterscheinung anderer Krankheiten wie Grippe oder tritt infolge von Behandlungen wie der Chemotherapie auf. Weitere Ursachen können auch Vitaminmangel, Rauchen und Alkoholmissbrauch sein. Auch bei Zahnprothesen-Trägern und Kleinkindern entzündet sich die Mundschleimhaut häufiger. Letztere haben zwar noch keine Sorgen schneller zu altern, doch generell schwächen Entzündungen im Körper unser Immunsystem und sind unangenehm und teilweise schmerzhaft.
Unser gesamtes Wohlbefinden wird beeinträchtigt und belastet auch unsere Psyche und unsere sozialen Beziehungen. Denn mit Entzündungen einhergehender Mundgeruch lässt unser Umfeld auf Distanz gehen. Menschen mit geraden weißen Zähnen wirken attraktiver und werden von anderen jünger eingeschätzt – Zahnpflege kann also Botox durchaus ersetzen. Schöne Zähne symbolisieren Gesundheit, Vitalität und Disziplin – Eigenschaften, die sich in der Regel auf den Erfolg eines Menschen auswirken und mit einer höheren sozialen Position assoziiert werden. So halten über 50 Prozent der Spitzenverdiener ihre Zähne für einen wichtigen Erfolgsfaktor. Und Erfolg wiederum wirkt sich unmittelbar auf das Einkommen und das Lebensalter aus. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts leben Menschen mit höherem Einkommen durchschnittlich ca. fünf Jahre länger, als beispielsweise Hartz-4-Empfänger. Natürlich kommen dabei eine ganze Reihe von Faktoren zusammen, doch lässt sich oft die Lebenserwartung von Menschen am Mund ablesen.