Rote Blutkörperchen

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Kann die Jungblut-Therapie den Organismus verjüngen?

Schon Dracula wusste junges Blut zu schätzen. Seit Jahrhunderten glauben Menschen an die verjüngende Wirkung von Jungbluttherapien. Doch während vor der Bestimmung der Blutgruppen einige Leute Jungblutinfusionen mit ihrem Leben bezahlt haben, scheinen sie heute unter wissenschaftlicher Aufsicht weitaus heilsbringender zu sein, jedoch sehr teuer und moralisch umstritten.

Auch Peter Thiel, deutschstämmiger Paypal-Gründer und Multi-Milliardär aus dem Silicon Valley, ist ein Anhänger von Transfusionen des Blutplasmas junger Männer. Er nahm, wie einige andere Superreiche, vor ein paar Jahren an einer Studie der Plasma-Firma Ambrosia teil. Über den Erfolg dieser Studie ist wenig bekannt und sie dauerte auch nur knapp zwei Jahre, denn die amerikanische Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) stoppte 2019 die Plasma-Infusionen gegen das Altern. Allerdings gibt es in den USA zahlreiche Blutkliniken in denen zum Teil Menschen mit Autoimmunkrankheiten behandelt werden, deren Blut den eigenen Körper angreift. Jedoch ist es auch legal, Blutplasmatransfusionen Patienten ohne spezielle Krankheiten zu verabreichen, wenn sie von einem Arzt empfohlen werden.

Grundlage dieser Behandlungen sind oft die Erkenntnisse des Alzheimer-Forscher Tony Wyss-Coray von der US-amerikanischen Stanford University. Wyss-Coray unternahm Versuche mit Mäusen, deren Blutkreislauf er zum Teil verband (Parabiose). Zum Beispiel wollte er wissen, ob sich eine Jungblut-Therapie auch auf das Gehirn auswirkt. So verabreichte er alten Mäusen das Blut junger Mäuse und stellte fest, dass behandelte Mäuse nicht nur weniger Entzündungen im Gehirn hatten, sondern auch neue Gehirn-Synapsen ausgebildet hatten und sich bei ihnen die Signalübertragung verbessert hatte. Dadurch nahmen die kognitiven Leistungen der Mäuse zu: sie fanden leichter den Zugang zur Futterstelle oder ein Loch, das ihnen als Unterschlupf diente. Neben den positiven Auswirkungen auf das Denkvermögen, zeigten sich bei den Mäusen auch Veränderungen bei Gewebe und Organen. Die behandelten Mäuse waren wendiger und bekamen ein glänzenderes Fell und Herz und Leber regenerierten sich deutlich.

Spritze mit Blut wird in Arm injiziert
Noch ist die Verabreichung jungen Blutes in der experimentellen Phase.

Diese Ergebnisse konnte auch der Epigenetiker Steve Horvarth in seinen jüngsten Versuchen mit Ratten bestätigen. Seine Studie wird derzeit noch überprüft, doch Kritiker werfen ihm bereits jetzt vor, er hätte zu wenige Ratten verwendet um signifikante Aussagen zu treffen.

Wyss-Coray gründete das Blutforschungsunternehmen Alkahest und begann mit Versuchen an Menschen. Da Blut- und Plasmatransfusionen bereits als generell sichere Behandlungsmethoden zugelassen sind, brauchte er keine Genehmigung der Arzneimittelbehörde. So bemerkte Wyss-Coray bei Alzheimer- und Parkinsonpatienten nach einer Jungblutinfusion Verbesserungen bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben wie Zähneputzen oder Anziehen.

Florian Heidel vom Leibniz-Institut für Alternsforschung kann das teilweise bestätigen. Er behandelt unter anderem Leukämiepatienten und hat festgestellt, dass das Blutplasma von jüngeren Spendern eine positivere Wirkung auf die Patienten hat, als das Blut von älteren Spendern. Heidel erklärt das mit der besseren Regenerationsfähigkeit von jüngeren Zellen. Bestimmte Proteine im Blutplasma sind in der Lage, Organe zu verjüngen. Allerdings ist bisher noch nicht klar, welche Proteine welche Rolle spielen, denn es gibt über 10.000 Eiweiße im Blut. Außerdem bräuchte es laut Heidel ständig Blutinfusionen um den Effekt aufrecht zu erhalten und das sei riskant, weil man sich mit dem Spenderplasma Allergien oder auch Infektionen einhandeln könne.

Abgesehen davon ist diese Reverse-Aging-Behandlung mit Kosten von 8000 Dollar pro Liter Jungblutplasma nicht ganz billig – ganz zu schweigen von den ethischen Bedenken. Denn die Blutkonserven fehlen an anderer Stelle für die Behandlung kranker Menschen oder werden womöglich gewaltsam beschafft.

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