Eine klinische Studie in Kalifornien behauptet erstmals, dass es in der Zukunft möglich sein könnte, die epigenetische Uhr, die als Maßstab für das biologische Alter eines Menschen gilt, zurückzudrehen. Unter dem Begriff „Epigenetik“ versteht man die Entwicklung einer Zelle unter der Betrachtung der Genaktivität. Man spricht von zusätzlichen Veränderungen außerhalb der regulären DNA-Sequenz.
Neun gesunde Freiwillige nahmen ein Jahr lang eine Mischung aus drei gängigen Präparaten – Wachtumshormone, die die Vitalität erneuern und so einen verjüngende Wirkung haben und zwei Medikamente gegen Diabetes, um eine eventuelle Erkrankung durch die Wachstumshormone zu verhindern – und zogen dabei im Durchschnitt zweieinhalb Jahre ihres biologischen Alters ab; dies konnte anhand von Untersuchungen der Genome herausgefunden werden. Auch die Immunsysteme der Patienten wiesen Anzeichen der Verjüngung auf.
Von den Ergebnissen waren selbst die Veranstalter der Studie überrascht, aber die Forscher weisen darauf hin, dass es sich nur um erste, unfertige Ergebnisse handelt, da die Studie vergleichsweise klein war und keinen Kontrollarm miteinbezogen hat.

„Ich hatte eine Verlangsamung des Alterungsprozesses erwartet, aber nicht etwa eine Umkehrung“, sagt Genforscher Steve Horvath von der University of California, der die epigenetische Analyse durchführte. „Das fühlte sich irgendwie futuristisch an“. Am 8. September wurden die Befunde in Aging Cell, einem Online-Magazin der Anatomical Society, veröffentlicht.
„Vielleicht gibt es tatsächlich einen Effekt zu sehen“, meint Zellforscher Wolfgang Wagner von der UnIversitätsklinik in Aachen. „Aber die Ergebnisse stehen noch nicht eindeutig fest, da die Studie nicht sehr umfangreich oder kontrolliert durchgeführt worden ist.“
Die Regeneration und Verjüngung des Immunsystems könnte auch in der Krankheitsforschung einen Durchbruch bereiten, dort wird nun Metformin eingesetzt und es zeigt Potenzial für effektiven Schutz gegen häufige altersbedingte Krankheiten wie Krebs oder Herzprobleme. Der Krebsimmunologe Sam Palmer von der Heriot-Watt University in Edinburgh ist gespannt auf die wissenschaftlichen Entwicklungen der Immunzellen im Blut: „Das hat riesige Auswirkungen, nicht nur im Bezug auf Infektionskrankheiten, sondern auch für die Krebsforschung und das Älterwerden im Allgemeinen“.
Quelle: Nature.com